Rathaus & Bürger

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Geschichte

Das Gebiet der heutigen Gemeinde Kranenburg durchzogen schon in der Alt- und Mittelsteinzeit Jäger und Sammler. Nach der letzten Eiszeit (ab ca. 10 000 Jahren vor heute) waren in der Jungsteinzeit hier auch schon Hirten und Bauern ansässig. Funde von Steinwerkzeugen, die an verschiedenen Stellen im Gemeindegebiet gefunden wurden, belegen dies.

In Frasselt gefundene Urne

In der Bronzezeit wie auch in der nachfolgenden Eisenzeit wurden im Reichswald, der bedeutend ausgedehnter war als heute, Hügelgräber errichtet. Eine Urne für eine solche Grabhügelbestattung wurde um 1930 in Frasselt gefunden.

Die Römer haben hier kaum greifbare Spuren hinterlassen, obwohl dieser Raum etwa seit der Zeit um Christi Geburt zum Römischen Reich gehörte. Doch erinnert noch heute der Name „Römerstraße“ daran, dass durch das heutige Gemeindegebiet die Straße zwischen den Militärlagern Xanten und Nimwegen verlief.

Nach dem Verfall der römischen Herrschaft begann im 5. Jahrhundert der Aufstieg der Franken. Im 8. Jahrhundert haben wir schließlich einen Zeitpunkt erreicht, in dem es erste schriftliche Erwähnungen von Ortsnamen gibt, die unser Gemeindegebiet betreffen. In einer Urkunde aus dem Jahr 720/721 werden unter anderem die Ortschaften Nütterden (Nitri) und Mehr (Meri) genannt.

Der christliche Glaube war schon in römischer Zeit an den Niederrhein gelangt. Aber fest verwurzelt wurde das Christentum erst durch die rege Missionstätigkeit iro-schottischer und später angelsächsischer Missionare (zum Beispiel durch den heiligen Willibrord). Zur Festigung des Glaubens wurden Pfarrkirchen, Klöster und Stifte errichtet, so auch zwischen 1000 und 1020 das Stift Zyfflich.

Die Gründungsgeschichte Kranenburgs beginnt mit der Urbarmachung des Bruches ab dem 13. Jahrhundert. Außerdem fanden Rodungen im Reichswald statt, die um 1300 die Anlage des heutigen Ortsteil Frasselt möglich machten.

Stadtsiegel von Kranenburg

Kranenburg hat schon vor 1294 Stadtrechte erhalten. Wann genau, lässt sich nicht feststellen. Als wichtigstes Zeugnis der Stadtgeschichte hat sich neben einer Abschrift der Stadtrechtsurkunde von 1401 ein Bürgerbuch erhalten, in dem die Neubürger von 1400 bis 1733 verzeichnet sind.

Kranenburg selbst wurde mit einer Burg und benachbarten Siedlung im Verlauf der wichtigen Verbindungsstraße von Kleve nach Nimwegen gegründet. In einer Urkunde von 1270 wird Kranenburg erstmals erwähnt. Die erwähnte Burg ist völlig verschwunden; ein paar Eichenbohlen und Kermikfunde wurden bei Grabungen in den 50er Jahren geborgen. Ansonsten ist diese Stelle unter dem Namen „Alde Börg“ nur als Bodendenkmal erhalten.

Zum Ende des 14. Jahrhunderts entstand nördlich der heutigen Großen Straße eine neue Burg, das sogenannte „Stadtschloss“. Hier hatte der von den Klever Grafen und späteren Herzögen eingesetzte Amtmann seinen Sitz. Auch wurde die Stadtbefestigung weiter ausgebaut. Von der Stadtmauer sind heute noch gut restaurierte Teilstücke und ein Wehrturm (Mühlenturm) erhalten. Im Gegensatz dazu ist von der ersten Burg wie auch vom jüngeren „Stadtschloss“ nichts mehr vorhanden.

Wallfahrtsurkunde aus dem Jahr 1666

Kranenburg war im Mittelalter ein bedeutender Wallfahrtsort, nachdem 1308 das „Wundertätige Kreuz“ gefunden worden war. Die Kranenburger Kreuzwallfahrt feiert deshalb 2008 ihr 700-jähriges Jubiläum.

Wegen der vielen Pilger wurde die alte Pfarrkirche, die ab 1436 auch dem Stift Zyfflich als Heimstatt diente, stark erweitert. Der heutige, für einen kleinen Ort wie Kranenburg doch sehr große Kirchenbau stammt aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts und wurde vom bedeutenden Baumeister Gisbert Schairt aus Zaltbommel errichtet.

Eine evangelische Gemeinde in Kranenburg bildete sich im 17. Jahrhundert. Im Jahr 1648 fand erstmals ein reformierter Gottesdienst statt. Eine eigene Kirche erhielt die Gemeinde aber erst 1723. In die Anfangszeit der Gemeinde reicht ein Taufbuch mit Eintragungen ab 1650.

Im 17. Jahrhundert erhielt das Kranenburger Land einen neuen Landesherrn. Nach dem Aussterben des klevischen Herzogshauses im Jahre 1609 fiel das Herzogtum Kleve zusammen mit den Grafschaften Mark und Ravensberg an die Kurfürsten von Brandenburg, die späteren preußischen Könige.

Im Jahr 1793 marschierten französische Truppen in die nördlichen Rheinlande ein. Für zwanzig Jahre,  von 1794 bis 1814, war der gesamte linke Niederrhein und daher auch Kranenburg Teil des französischen Staates. Es wurde eine neue Verwaltungsstruktur nach französischem Vorbild eingerichtet, die im Jahr 1800 auf der kommunalen Ebene die Bildung von Mairien, d.h. „Bürgermeistereien“, mit sich brachte.

Nach der endgültigen Niederlage Napoleons 1815 legte der Wiener Kongress die territoriale Neuordnung Europas fest. Die rheinischen Gebiete bildeten fortan die preußische Rheinprovinz. Die von den Franzosen festgelegte Verwaltungsstruktur blieb in ihren Grundzügen bis 1945 erhalten.

Bahnhof in Kranenburg um das Jahr 1900

Wegen der Grenzlage zu den Niederlanden hatte der Zoll in Kranenburg eine große Bedeutung. Von 1818 bis 1856 war Kranenburg sogar Sitz eines Hauptzollamtes.

Wirtschaftlich brachte das 19. Jahrhundert einen bescheidenen Aufschwung, wozu auch eine bessere Anbindung an das Eisenbahnnetz beitrug. 1865 wurde der letzte Abschnitt der Strecke von Krefeld über Kleve und Kranenburg nach Nimwegen freigegeben. Der Abschnitt von Kleve nach Nimwegen wurde zeitweise von einer niederländischen Eisenbahngesellschaft betrieben.

Von September 1944 bis zum Vorüberziehen der Front im Februar 1945 war der Raum um Kranenburg Kampfgebiet. Während dieses Zeitraumes wurden sämtliche Ortschaften durch Kriegshandlungen schwer in Mitleidenschaft gezogen; die Bevölkerung war von Oktober 1944 bis April 1945 größtenteils evakuiert.

Eine Verordnung der britischen Militärregierung von 1949 stellte große Teile von Wyler (insbesondere den Wohnplatz Wylerberg) unter niederländische Auftragsverwaltung. Dieser Zustand wurde durch eine endgültige Grenzregelung 1963 zum größten Teil zurückgenommen. Von 1945 bis 1969 bildeten die Gemeinden Kranenburg, Wyler und Zyfflich das Amt Kranenburg. Zur Gemeinde Kranenburg gehörten neben Kranenburg selbst Nütterden, Frasselt, Schottheide und ab 1936 Grafwegen. Die Gemeinden Mehr und Niel des aufgelösten Amtes Niel waren in dieser Zeit dem neu gebildeten Amt Rindern zugeordnet worden.

Die Gemeinden Kranenburg, Wyler, Zyfflich, Mehr und Niel schlossen sich am 1. Juli 1969 zur heutigen Gemeinde Kranenburg mit seinen neun Ortschaften zusammen.